Zehn Tage in China…
Zusammen mit Jana, Julian und Philipp war Ruben im Juli 2019 10 Tage mit der Deutschen Schachjugend in China. Er hat für uns einen Bericht verfasst und von seinen Erlebnissen berichtet.
Wir, acht junge SchachspielerInnen und ein Gruppenleiter, waren für zehn Tage in China. Doch zum Glück Anfang Juli 2019, also etwa ein halbes Jahr vor Ausbrauch der Pandemie. Das Konzept der Reise ist ein Austausch, sodass Anfang diesen Jahres eine gleichgroße Gruppe an Chinesen nach Deutschland kam. Es findet normalerweise alle zwei Jahre statt. Die Teilnahme lohnt sich sehr!
Als wir uns am 03.07.2019 am Flughafen in Frankfurt trafen, war die Vorfreude und Spannung groß. Keiner wusste wirklich, was man von so einem großen und uns unbekannten Land erwarten sollte. Was aß man da? Wie hört sich die Sprache an? Wie sind die Menschen dort im Alltag? Viele weitere Fragen waren offen, doch aßen wir vor dem Abflug noch einmal Burger, dessen Magenverträglichkeit wir in China vermissen sollten…
Unsere Gruppe nach der Ankunft in China: Ulli, Philipp, Ruben, Birger, Verena, Julian, Hannah, Malte Ibs, Mr. Yu, Jana
Als wir nach guten zehn Stunden Flug in Shanghai eintrafen, ging die Reise ziemlich bald mit einem Schnellzug nach Bengbu weiter, sodass wir Shanghai selber nur durch Busfenster sahen. Wir sahen eine schöne Skyline, modernste Häuser, nicht so moderne Häuser und fanden schon einiges an China bemerkenswert. Zum einen war es sehr warm und feucht, zum anderen war das Verkehrsverhalten der Chinesen äußerst ungewohnt. Es schien die Regel, wenn man als Fahrer etwas wollte, so hupte man einfach drauf los. Sei es die Spur zu wechseln, abzubiegen, die Autos vor einem an der Ampel daran zu erinnern anzufahren, etc.
Als wir nun in Bengbu ankamen, checkten wir gleich in unser Hotel ein. Es hatte echt Niveau.
Damit komme ich auch schon zum Gewöhnungsbedürftigsten der ganzen Reise: das Essen. Eine Übung für uns alle war, mit Stäbchen zu essen. Da es jedoch keine andere Wahl gab, beherrschten wir alle nach ein paar Tagen Übung einigermaßen die nötige Technik.
Die meisten Tische an denen wir aßen waren rund. In der Mitte war ein Scheibe, die gedreht werden konnte und auf der die verschiedenen Leckereien standen. Außen war ein etwa 30 cm breiter Rand, der sich nicht drehte, und auf dem man seine Schüssel oder den Teller stehen hatte. Man nahm sich von der drehbaren Scheibe kleinere Sachen und tat sie in die eigene Schüssel oder Teller.
Im Hotel gab es zum Frühstück warme Gerichte, ähnlich wie Maultaschen, Gemüse und Wassermelone. Mittag- und Abendessen gab es in sehr guten Restaurants. Dort wurden uns die verschiedensten Gerichte serviert. Wie auch in chinesischen Restaurants in Deutschland, gab es unter anderem Reis, Gemüse und Nudeln. Doch anders als in Deutschland, gab es auch Qualle, Schweinsohren, gezuckerte Tomaten, „richtige“ Peking Ente, Crayfish (Languste/Flusskrebs) und vieles mehr. Sehr lecker war auch das Essen aus dem Hotpot, auch „Feuertopf“. Zum Nachtisch gab es eigentlich stets das gleiche, und zwar Wassermelone.
Vielfältiges Angebot
Das zweit-Gewöhnungsbedürftigste war, dass jede Menge Fotos gemacht wurden. Und zwar von uns. Ob gefragt, oder nicht, ob von bekannten Begleitern oder völlig fremden Passanten, viele Menschen machten Fotos. Besonders beliebt waren dabei die Größeren unter uns.
Das Schachspiel kam auch nicht zu kurz. Fast jeden Tag spielten wir Schach. Es gab einige klassische Wettkämpfe, bei denen wir gegen weitere acht Chinesen antraten. Diese Kämpfe waren jedoch merklich Freundschaftsspiele, da sie doch meist in der Gesamtpunktzahl im Gleichstand endeten. Zudem gab es auch einige Simultanturniere, bei denen einer von uns Deutschen an mehreren Brettern gleichzeitig gegen spielschwächere Chinesen spielte. Diese waren dann jedoch meist jünger, im Kindergarten- oder Grundschulalter. Besonders beeindruckend war ein Turnier, bei dem wir gegen rund 140 Chinesen spielten (siehe Bild). Gegen Ende der Reise gab es auch ein klassisches Turnier. Der zweite und dritte Platz ging an uns, der erste Platz knapp wegen der Feinwertung an einen Chinesen.
Simultanschach: zu acht gegen etwa 140 chinesische SchachspielerInnen
Beim Abschlussturnier in einem Einkaufszentrum
Geschenkübergabe vor der Partie
Von touristischen Attraktionen haben wir auch viel sehen können. Neben Shanghai, unserem An- und Abreiseort, Bengbu, unserem Ort der Unterbringung, waren wir auch für zwei Tage in Peking. Dort waren wir in der verbotenen Stadt, auf dem Tian’anmen-Platz, bei dem Olympiapark der Spiele von 2008 und in der modernen Innenstadt. Zudem haben wir die Chinesische Mauer besucht. Diese war wahrlich beeindruckend, da man sich die Arbeit vorstellen konnte, die benötigt wurde, um die 21 Kilometer lange, 6 bis 12 Meter hohe und 4 bis 10 Meter breite Mauer in Zeiten vor maschineller Hilfe zu errichten.
Die Übersetzungen in die englische Sprache waren in China manchmal sehr kreativ. Englische Schrift fanden wir meist auf Werbeplakaten, Beschriftungen oder Schildern. Wir bemerkten einige lustige Fehler, beispielsweise wurde so einer Suppe der Name „Grandma’s body soup“, also „Großmutters Körper – Suppe“, gegeben. Oder, ob mit oder ohne Absicht ist nicht ganz klar, stand auf ein Paar Schlappen nicht „PUMA“, sondern „PAMU“. Tatsächlich fiehl dies allerdings erst beim zweiten Blick auf. All diese Rechtschreibfehler waren allerdings sehr zur Belustigung unserer Gruppe.
Sehr beeindruckend waren auch die großen Städte. Bengbu, eine „kleine“ und „unbekannte Stadt“, hat 3 Millionen Einwohner – ist also fast so groß wie Berlin. Von Shanghai nach Bengbu sind es etwa 500 km, doch kam einem diese Strecke im Schnellzug viel kürzer vor.
China ist sehr modern. Zum Beispiel: In Deutschland wird gerade eingeführt, dass man mit einer Karte kontaktlos, also nur durch vorhalten, bezahlen kann. In China kann man ganz ohne Karte zahlen. Und zwar wird mit einem Gesichtsscann erkannt wer du bist, und dann der Betrag von deinem Konto abgerechnet.
Insgesamt war die Reise wunderschön! Die Reise war super organisiert, unsere chinesischen Begleiter haben uns die Zeit so schön gestaltet wie es nur ging. Ich persönlich habe wirklich viel erlebt und werde lange noch davon erzählen können. Wer Zeit und Gelegenheit haben wird bei diesem Programm teilzunehmen, sollte sich meiner Meinung nach diese Chance nicht entgehen lassen.
Vielen Dank!
von Ruben von Kortzfleisch